Feurige Orchesterklänge in der MBO

Am 1. Februar 2024 fand in der Aula der MBO ein großes Orchesterkonzert statt. Beteiligt waren das Hauptstadt-Sinfonieorchester Berlin, dazu das Schulorchester der MBO und vor allem die neu an der MBO begründete Dirigierklasse. Die jungen Dirigentinnen und Dirigenten unserer Schule zeigten ihr in Workshops im Sommer und vor allem im Modulkurs „Dirigieren“ im ersten Schulhalbjahr 2023/24 unter der Anleitung des Modulleiters, Herrn Dr. Saier, gewonnenes Können. Durch den Abend führten souverän mit kurzen, kenntnisreichen Werkeinführungen und kristallklarer Aussprache Judith Luther und Emil Behrendt aus dem Musik-Profilkurs des 11. Jahrgangs.

Das Hauptstadt-Sinfonieorchester ist ein Zusammenschluss hochbegabter junger Musiker aus den Nachwuchsschmieden der bedeutenden Berliner Orchester: der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, der Akademie des Deutschen Sinfonieorchesters sowie der Orchesterakademien der Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin, die das Publikum mit ihrem virtuosen Spiel begeisterten – beginnend mit Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter Sinfonie Nr. 40 g-Moll. Leonard Dribinsky aus dem Leistungskurs des 12. Jahrgangs überzeugte durch seine kraftvolle Stabführung und seine sehr bestimmte, mitreißende Orchesterleitung.

Es folgte Georges Bizets Arlésienne-Suite Nr. 1. Vier junge Dirigenten teilten sich die vier Sätze dieses hochromantischen Werks und brachten die unterschiedlichen Satzcharaktere dieser ursprünglich für ein Schauspiel komponierten Musik des Carmen-Komponisten zu dramatischer Wirkung.

Noah Hefny Badawy aus dem 11. Jahrgang hämmerte mit wuchtiger Motorik die Ouvertüre mit ihren mächtigen Akkordschlägen in den Saal. Estrella Lingan Medina gewann dem Minuetto mit sparsamer, präziser Gestik und wacher Mimik den augenzwinkernden giocoso-Charakter und die Heiterkeit ab, die uns beim Gedanken an die namengebende, sonnenverwöhnte südfranzösische Stadt Arles beseelt. Im Anschluss lotete Benjamin Rentzsch aus dem Abiturjahrgang mit behutsamer, weicher Bewegungskonturierung die poetischen Tiefen des kammermusikalisch besetzten, ruhigen Adagietto aus. Im abschließenden vierten Satz feuerte Milan Wiemann aus dem Profilkurs das Orchester mit ausgeprägtem Gestaltungswillen zu satten, vielfarbigen Klängen und ebenso strukturiertem wie emotionalem Spiel an.

Nach der Pause, die mit leckerem Fingerfood der Eltern der Klasse 7.3 kulinarisch veredelt wurde, folgte programmatisch schlüssig Bizets zweite Arlésienne-Suite, das Schwesterwerk der zuvor erklungenen ersten Suite. Nachdem die jungen Dirigierenden die von ihnen einstudierten Sätze bereits vorgestellt hatten, wurde dieses Werk vom Schreiber dieser Zeilen dirigiert, da im Schlusssatz auch das von ihm geleitete Schulorchester auftrat, das mit vielen lebhaften Siebtklässlern noch einer paternalistischen, durchaus strengen Führung bedarf. In den ersten drei Sätzen war es geboten, den Profimusikern des Hauptstadtorchesters die gestalterischen Freiräume zu geben, in denen sie ihre ganze Klangpracht und besonders im dritten Satz, dem Minuet, solistische Melodielinien entfalten und miteinander verweben konnten.

Vor dem abschließenden Satz kamen nun die Jugendlichen des Schulorchesters dazu, verteilten sich zielstrebig und wohleinstudiert an die Plätze, die auf der Bühne (einschließlich Vor- und Seitenbühne) noch zur Verfügung standen, und das solcherart nochmals vergrößerte Orchester zelebrierte den boleroartig immer weiter anschwellenden, abschließenden Geschwindmarsch, die Farandole. Hier machten die gut 30 Schüler des Schulorchesters erneut die schöne Erfahrung, mit den Profis des Hauptstadt-Sinfonieorchesters zusammenzuarbeiten, von denen einige sie schon in den Proben angeleitet hatten.

Hatte Herr Dr. Fanselau in seiner Begrüßungsansprache die Zuhörer mit dem Dirigierprojekt an der MBO und dessen Zielen und erzieherischen Anliegen bekannt gemacht, so richtete unser Schulleiter, Herr Thießen, nun Dankes- und Grußworte an die jungen Dirigentinnen und Dirigenten sowie die Sponsoren, ohne deren großzügige Förderung das Profiorchester nicht auftreten könnte, und hob unter dem zustimmenden Lächeln der anwesenden Vertreterinnen des Schulsenats die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Schülerinnen und Schüler unserer MBO hervor, die sich bereits in populärmusikalischen Workshops am Nachmittag des Konzerttags und nun auch in den Darbietungen im Bereich der musikalischen Klassik eindrücklich gezeigt hatte.

Als Zugabe riss das Hauptstadtorchester mit dem Marsch des Imperiums aus StarWars unter dem aufmerksamen und entschlossenen Dirigat des jüngsten Orchesterleiters des Abends, Tristan Dietz aus der Musikklasse des 9. Jahrgangs, das Publikum zu Beifallsstürmen hin. Es sei besonders hervorgehoben, dass an diesem Abend – anders als noch beim ersten MBO-Konzert des Projekts „Jugend dirigiert“ im Sommer 2017 – kein Takt ohne maßgebliche Beteiligung von Schülerinnen und Schülern oder aus dem Lehrkörper der MBO erklang – eine Leistungsschau unserer Schule im Zeichen des orchestralen Wohlklangs.

Mit dem filmmusikalischen Schlussbeitrag wies Tristan auch bereits auf die nächste Veranstaltung des Dirigiermoduls der MBO voraus: ein Konzert mit Filmmusik in der Berliner Philharmonie am 23. Juni 2024.

 

Clemens Fanselau