Mit der Premiere des neuen Konzertformats MBO Classixxx erlebte unsere Schulgemeinschaft einen musikalischen Höhepunkt, der lange nachklingen wird. Begleitet vom Hauptstadtsinfonieorchester Berlin – mit Mitgliedern der Nachwuchsakademie der Berliner Philharmoniker sowie einzelnen Philharmonikern – präsentierten unsere Schülerinnen und Schüler ein ebenso pädagogisch bereicherndes wie künstlerisch beeindruckendes Programm.
Bereits in den ersten Takten des Eröffnungsteils zeigte sich die besondere Qualität des Abends: Das Zusammenspiel von Schulorchester und professionellem Sinfonieorchester unter der Leitung von Dr. C. Fanselau verband jugendliche Energie mit professioneller Präzision. Brahms’ berühmter Ungarischer Tanz, gefolgt von Musik aus „Fluch der Karibik“ und „Harry Potter“, ließ das Publikum staunen über so viel Klangpracht – und über eine makellose Harfensolo-Passage, mit der Jasmin Pilgrim aus dem Schulorchester glänzte.
Im Anschluss richtete Dr. Alexander Saier, Projektleiter von „Jugend dirigiert“, sein Grußwort an das Publikum. Er erinnerte an die Schirmherrschaft von Christian Thielemann und Marina Quasha, und machte deutlich, welche Anerkennung dieses vom Deutschen Musikrat unterstützte Projekt im Rahmen unserer Schule findet.
Mit Karl Jenkins’ „Adiemus“ brachte der Chor des 11. Jahrgangs anschließend eine schwebende, geradezu mystische Klangwelt in die Aula. Dirigiert von A. Papachronis und mit T. Buddecke am Klavier erklang ein transparenter, atmender Chorsatz, getragen von den warmen Klangfarben des Orchesters.
Einen besonders beeindruckenden Moment des Abends bildete auch das Gitarrensolo von Ringo Schubert (Jg. 13). Ringos Spiel im zweiten Satz aus Castelnuovo-Tedescos Gitarrenkonzert überzeugte mit Reife, großer Ruhe und technischer Sicherheit. Man hätte vergessen können, dass hier ein Schüler vor Publikum stand – so selbstverständlich und souverän war seine Darbietung.
Der folgende Mozart-Block ließ die Aula innehalten: Mit „Ave verum corpus“ präsentierten der Oberstufenchor und der St. Hubertus Choir aus ehemaligen Schülern und aktuellen Lehrkräften der MBO – begleitet von einem Streichensemble – eine dichte, berührende Interpretation dieses Meisterwerks. Unter der Leitung von S. Köhle und L. Bornemann entstand ein Moment inniger musikalischer Andacht.
Nach der Pause wechselte die Stimmung deutlich: „Never Enough“ aus The Greatest Showman entfaltete in derselben Besetzung empfindsame Dramatik – und zeigte die enorme stimmliche Entwicklung der Sängerinnen und Sänger unseres Oberstufenchors.
Das pädagogische und künstlerische Herzstück des Abends bildete anschließend der Auftritt des Dirigiermoduls der MBO: Schülerinnen und Schüler übernahmen die Leitung des Orchesters – ein mutiger Rollenwechsel zur musikalischen Führungsperson. Vorbereitet durch Dr. A. Saier und A. Calabuig beeindruckten sie mit Ausschnitten aus George Bizets Carmen:
- Estrella Lingan – Leitung von Les dragons d’Alcalà
- Isabella Englisch (Kl. 8.3) – jüngste Dirigentin des Abends, Leitung der Habanera
- Mik Steinbach (Jg. 11) – Leitung von Les Toréadors
Besonders hervorgehoben sei Tristan Dietz (Jg. 11), dessen Dirigier-Talent schon früher kein geringerer als Christian Thielemann gewürdigt hatte. Tristans Leitung der Aragonaise und der Arie Les tringles des sistres tintaient an diesem Abend zeigte eindrucksvoll Reife, Klarheit und musikalische Intuition.
Gleichzeitig begeisterte Greta Mayer-Schuchard (Jg. 13) als Solistin in den Bizet-Arien durch außergewöhnliche gesangliche Präsenz und Ausdruckskraft. Ihre Bühnenwirkung ging weit über das Übliche eines Schulkonzerts hinaus und berührte Publikum und Mitwirkende gleichermaßen.
Den Abschluss des Dirigiermoduls bildete das Finale aus Rossinis Ouvertüre zu Wilhelm Tell, mitreißend dirigiert von Milan Wiemann (Jg. 13) – ein musikalisch virtuos gelaufener Schlusssprint.
Nach dem treffenden Schlusswort unseres Schulleiters Herrn Holger Thießen stand indes das krönende Finale des Abends noch aus: Mit den monumental-archaischen Chor-Orchester-Sätzen der Carmina Burana von Carl Orff entfaltete sich noch einmal die volle Kraft des großen Ensembles unter Leitung von S. Köhle und L. Bornemann. „Fortune plango vulnera“ und „O Fortuna“ ließen die Aula erbeben und bildeten ein Finale, wie es ein Konzert dieser Größenordnung verdient.
Am Ende dieses musikalischen Festes richteten die Moderatorinnen den Dank an alle Mitwirkenden – die Orchestermitglieder, die Solistinnen und Solisten, die Chöre und Chorleitungen, natürlich die Schülerdirigentinnen und -dirigenten – und nicht zuletzt an die beiden Organisatoren: Dr. A. Saier, der die Zusammenarbeit mit dem Hauptstadt-Sinfonieorchester koordinierte und die Umsetzung des „Jugend dirigiert“-Moduls ermöglichte, sowie Dr. C. Fanselau, der auf Seiten der MBO die Probenarbeit, -koordination und Aufführungslogistik verantwortete. Ohne diesen doppelten organisatorischen Rückhalt – intern und extern – und ohne die vielen helfenden Hände wäre ein Konzert dieser Größenordnung nicht realisierbar gewesen. So trug auch die Bühnen-, Ton- und Lichttechnik unter der Leitung von M. Richter-Reichhelm und E. Dedic maßgeblich zur vollen Entfaltung der musikalischen und visuellen Wirkung bei.
MBO Classixxx hat gezeigt, wie Musik Generationen verbindet, wie Nachwuchs und Professionalität einander inspirieren – und wie lebendig musikalische Bildung an unserer Schule gelebt wird. Der Abend war nicht nur ein Konzert, sondern ein Erlebnis, ein Lernprozess, ein Wachsen – und ein Beweis dafür, welche Kraft Musik entfalten kann, wenn Nachwuchstalente und etablierte Profis sie gemeinsam gestalten und zu einem Klangkörper werden.
C. Fanselau


