MBO macht Musik 2023

Erwartungsvolle Spannung machte sich in der MBO-Aula breit als das Licht gedämmt wurde und die ersten Töne des Titels ertönten, der zum Motto des Abends wurde: „the show must go on“. Nach drei Jahren Pause musste die Show jetzt wirklich weitergehen und das tat sie – aber wie!
Die Musik der legendären Band „Queen“ ist geradezu prädestiniert dazu, vom Orchester gespielt zu werden, hatte die Band doch den Anspruch, Oper mit Rockmusik zu verbinden. Klassische Instrumente wie Geige, Cello, Oboe und Fagott standen an diesem Abend E-Gitarren, Bass und Schlagzeug nicht einfach gegenüber, sondern bildeten unter der Leitung von Herrn Dr. Fanselau, (der dirigierte und auf der E-Geige selbst mitspielte) gemeinsam einen druckvollen Klangkörper. Unterstützt wurde das Orchester von der kraftvollen Stimme C. Quasdorfs – schon beim ersten Refrain brach Jubel aus.

Zum allerersten Mal dabei war nicht nur der WP-Kurs 8, auch der Leiter des Kurses, Herr Komp, ist neu an der MBO und feierte seine Premiere. Zu hören war ein Mash-Up zweier sehr unterschiedlicher Songs: „Radioactive“ von „Imagine Dragons“ und „as long as you love me“ von Justin Bieber. Das Umswitchen beim Tempowechsel gelang den jungen Musiker*innen dabei, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als auf der großen Bühne zu stehen. Sehr schön war auch die durch das clever gesetzte Arrangement der beiden Songs entstehende Zweistimmigkeit. Technisch anspruchsvoll und mit einer Wirkung, die das Publikum begeisterte. Der Stolz auf diese Leistung war dem ganzen Kurs ins Gesicht geschrieben.

Gute Laune brachten die Sängerinnen der Musikklasse 7.3 auf die Bühne, die nach einigen Takten der Ukulelen- und Sas-Begleitung auf die Bühne stürmten. Bei dieser wirklich beeindruckenden Souveränität musste mancher nochmal ins Programm schauen, ob da wirklich eine siebte Klasse steht, die gerade erst ein halbes Jahr an der Schule ist, oder doch ein völlig abgebrühter Oberstufenkurs, der da den Saal rockt. Die gemeinsame Freude an der Musik nahm den ganze Saal ein.
Mit der stimmungsvollen Ballade „still loving you“ von den Scorpions konnte die Band „Mia and Me“ begeistern. Die filigranen Arpeggien der Gitarre lieferten einen klangvollen Background. Die Band und Mia Gryczkes glockenreine Stimme, die über den Rockriffs schwebte, lösten Begeisterung beim Publikum aus. Nicht erst hier merkte man, dass Profis hinter dem Mischpult sitzen: Mathis Richter-Reichhelm, Edin Dedic und das gesamte Team machten einen hervorragenden Job: Der Sound in der MBO-Aula war ohne Ausnahme den ganzen Abend nichts weniger als fantastisch.

Am zweiten Abend stand an dieser Stelle Adeles „Skyfall“, gesungen von Emma Heckelmann, die mit einer Präzision und einer klanglichen Ausdrucksstärke sang, die ihresgleichen suchen. Die Band (David Nguyen – p, Klara Khalaf – b, Phileas Zaimoglu – dr) konnte durch Souveränität und Einfühlungsvermögen bei diesem anspruchsvollen Song ebenfalls voll überzeugen.

Mit der auch aus Fußballstadien bekannten Hymne „Seven Nation Army“ von den „White Stripes“ stellten sich die „Cool Cats“ vor (das Modul richtet sich vor allem an Bläser und soll langfristig eine Mittelstufen-Big-Band werden, wer also mitmachen will, spricht Herrn Komp gerne an). Die prägnante Bassline, der treibende Beat und der rockige Gesang ließen das Publikum mitgrooven und mitklatschen.

Ebenfalls zum ersten Mal auf der MBO-macht-Musik-Bühne war die Klasse 8.3 unter Leitung von Herrn Buddecke mit dem Titel „Payphone“ von „Maroon 5“. Mit einer Percussion-Section, die ordentlich Druck macht, vielen Bläsern und Cello heizte der Kurs ordentlich ein.

Das Duett „Forever“ von Lewis Capaldi wurde auf die Bühne gebracht von Schülerinnen und Schülern des 13. Jahrgangs. Madeleine Kandschurs dunkles Timbre wurde hier so wunderbar von Annika Kelchs glasklarem Sopran ergänzt, dass viele im Publikum vom ersten Ton an Gänsehaut hatten. Naomi Reinemann und Rosa Reinhold unterstütz von Timothy Hoffmann lieferten dabei eine subtile Begleitung, die die beiden Sängerinnen perfekt ergänzte – ein wirklich wunderschöner Moment in dieser an Highlights reichen Veranstaltung.

Genauso begeistern konnten am zweiten Abend hier Mia Gryczke und Ringo Schubert mit Billie Eilishs „the 30th“. Ringos virtuoses Gitarrenspiel harmonierte gekonnt mit Mias wunderbarem Gesang.
Über 40 junge Stimmen waren beim Auftritt des Mittelstufenchores unter der Leitung von Herrn Hübner zu hören. Bei Billie Eilishs „Ocean Eyes“ gelang dem Chor eine spannende Mischung aus den ätherisch-schwebenden Systhesizersounds, gespielt vom Chorleiter und den Stimmen des jungen Vokal-Ensembles. Die äußerst anspruchsvolle vierstimmige Jazzharmonik meisterte der Chor auf beeindruckende Weise.

Feingeistig und witzig kam die Version des bekannten Klassikers „Mein Fahrrad“ der 90er-Jahre-Acapella-Kultband „die Prinzen“ daher und wie schon oft waren es neben der technischen Genauigkeit und der sauberen Intonation die für den Chor maßgeschneiderten Arrangements, die den Reiz dieses Ensembles ausmachen. Die Solistinnen und Solisten wurden durch den locker-groovenden Chor unterstützt und die Singfreude war allen deutlich anzumerken und übertrug sich auf das gesamte Publikum.

Seit inzwischen 10 Jahren erhalten viele Schüler*innen der MBO Gelegenheit sich beim ökologischen Musikfest REETZIVAL (https://www.reetzival.de) neben echten musikalischen Größen auf der Bühne zu präsentieren, sich abends am Lagerfeuer mit ihnen auszutauschen und zu vernetzen und auch an Workshops teilzunehmen. Vor der Pause performten „Emma und Band“ den Titel „Leichter“ – einen eigens für dieses „Reetzival“ komponierten Titel, den die Schülerinnen und Schüler zuvor im Rahmen eines Workshops in den Leipziger OFF THE ROAD STUDIOS professionell aufgenommen hatten. Ursprünglich als Ballade geschrieben, entfalteten die – teils fast ins Punkige gehenden – Indie-Rock-Klänge mit dem toughen Gesang Emma Heckelmanns eine groovende Trotzigkeit, die dem Protestcharakter des Songs gut zu Gesicht stand.

 

Während der Pause spielte Georg von Nolting mit viel technischer Finesse und einem guten Gespür für den Swing Jazz-Klassiker auf dem Flügel und erfreute damit diejenigen, die in der Pause in der Aula sitzen blieben. Im Foyer erfreuten am Donnerstag die 9.1 und am Freitag die 8.6 die Gäste mit einem reichhaltigen Buffet und einer reibungslos funktionierenden Gastronomie-Logistik.

 

Nach der Pause stand der 60-köpfige Oberstufenchor auf der Bühne und das Publikum fing schon an zu jubeln, bevor es losging. Die meisten wussten vermutlich, was nun folgen würde: Eine Breitseite an Lebensfreude, guter Laune und musikalisch-positiver Energie, der man sich einfach nicht entziehen kann. Die Power dieses Ensembles zaubert den Menschen einfach ein Lächeln ins Gesicht und wenn man die Leiterin Frau Köhle sieht, wie ihr die Musik durch den ganzen Körper geht, wie sie die Sängerinnen und Sängerinnen antreibt und dabei strahlt, merkt man: Hier ist jemand mit dem Herzen dabei.

Im Laufe der beiden Songs „Lean on me“ (Bill Withers) und „Oh happy day“ (trad.) wird so oft das Solistenmikrophon weitergegeben, dass man sich fragt, wie viele großartige Stimmen sich denn in diesem Chor noch verbergen. Es sind aber nicht nur die Soli, sondern vor allem auch der gewaltige Gesamtklang, der schnell erkennen lässt: Hier ist ein Klangkörper zusammengewachsen mit einem gemeinsam Ziel: die Magie der Musik in die Herzen des Publikums zu tragen.

Der WB-Kurs des zehnten Jahrgangsspielte David Bowies bekannten Klassiker „Heroes“. In einer sehr reduzierten Version entfaltete der Song seinen hypnotischen Sog, was nicht zuletzt am Gesang Marie Rufs lag, die durch ein breites stimmliches Spektrum erstaunliche Souveränität gewann. Ergänzt durch eine zurückhaltende aber absolut überzeugende Bandbegleitung vergaß man fast, wie der Song mit Bowies androgyn anmutender Stimme eigentlich im Original klang.

 

„Ich will Euch alle tanzen sehen!“, dieser klaren Ansage aus der 9.3 (Leitung: Herr Thießen und Fr. Köhle), die komplett im authentisch-coolen Blues Brothers Look mit schwarzem Anzug, Hut und Sonnenbrille auf der Bühne stand, leistete das Publikum innerhalb kürzester Zeit Folge. Wie hätte es anders gekonnt? – der treibende Beat, die coole, perfekt durchgetaktete Choreo, die funky Bläsersätze und nicht zuletzt die völlig enthemmten Sängerinnen und Sänger ließen einem ja gar keine Wahl als zu tanzen. Um ein unter Jugendlichen um das Jahr 2018 häufig gebrauchten Begriff zu verwenden: Der Saal „eskalierte“.

 

Der Chor der elften Klasse unter Leitung von Frau Bahr beweist, dass es nicht viele Stimmen braucht, um einen großen Klang zu erschaffen. Die subtile Begleitung mit Cajon und Piano ließ der feinen Mehrstimmigkeit des Ensembles bei Bruno Mars‘ „Just the way you are“ allen Raum zur Entfaltung.

 

Die Musikklasse 10.3 (Hr. Dr. Fanselau) musste tatsächlich 3 Jahre auf ihren ersten Auftritt bei MBO macht Musik warten. Nun war es endlich soweit: mit dem Titel „Everyday“ aus dem Film „High School Musical 2) lieferte die Klasse dem Publikum eine charmante Gegenüberstellung ganz unterschiedlicher Klangfarben der überzeugenden Lead-Sängerinnen. Ob es wohl an Herr Dr. Fanselaus Chor-Background liegt, dass hier auch die meisten traditionellen Orchester-Instrumente auf der Bühne waren? Violine, Cello, Fagott und Euphonium fügten sich passend ein in den Gesamtklang des Popsongs.

 

Beschwörende Surfgitarre, hypnotisch-repetitives Drumpattern, und eine druckvolle Bassline – Kea Stalla (voc), Nikita Sommer (git), Sirien Hefny (b) und Samuel Hess (dr) nahmen das Publikum mit auf einen Trip in die Seventies. Jefferson Airplanes kapitalismuskritischen Song „White Rabbit“ performten die Vier in authentischer Hippie-Kleidung mit sehr überzeugendem Psychedelic-Rock-Sound. Da hätte man gerne noch länger zugehört.

Am zweiten Abend brachten Kiyara Cemberlitas (voc), C. Quasdorf (voc + git), Annika Kelch (git), Rosa Reinhold (b) und Lewin Wiemann (dr) „Creep“ von Radiohead auf die Bühne – die Hymne des Nonkonformismus, der Abkehr von Mainstream, Normendruck und falschen Idealen. Sehr authentisch und bewegend spielten sie diesen goßartigen Song. Die clevere Aufteilung des Gesangsparts auf die beiden sehr unterschiedlichen und einzigartigen Stimmen wurde vom Publikum begeistert gefeiert. 

Kalt wie eine Hundeschnauze groovte der Profilkurs 11 (Hr. Hübner) danach mit dem Disco-Klassiker „stayin‘ alive“ von den Bee Gees in einem an die Version von Electro Deluxe angelehnten Arrangement. Der Song wird oft in Erste-Hilfe-Kursen genutzt, um das richtige Tempo für die Herz-Lungen-Wiederbelebung zu veranschaulichen, es bleibt zu hoffen, dass beim Publikum nicht die Version der 10.3 im Gedächtnis bleibt, denn die ist deutlich langsamer und cooler. Aber vielleicht ist das gar nicht zu verhindern, denn die funkige WahWah-Gitarre, der soulige Backgroundgesang, die druckvollen Bläsersätze und die aufgejazzte Harmonik taten dem Song wirklich gut.

Hoffentlich fühlte sich das Publikum nicht persönlich beleidigt, als der LK-12 (Hr. Buddecke) einen der wohl bekanntesten Refrains des Deutsch-Punks in die Aula grölte: Der Song Schrei nach Liebe der „besten Band der Welt“ – „die Ärzte“ beinhaltet das Wort, das mit „A“ anfängt, mit „och“ aufhört und nicht „Aschermittwoch“ heißt – bei der Veröffentlichung noch ein Aufreger, ist der Song mit seiner antifaschistischen Message heute ein Klassiker. Der Kurs spielte den Song energetisch mit Kraft, Spielfreude und der nötigen Dosis Punkrock, was die pogende MBO-Aula in einen Kreuzberger Punkschuppen der frühen 90er verwandelte.

Ein bisschen wehmütig klang der Titel „i will follow him“ aus dem Film „Sister act“ an. Hier sang mit dem LK 13 (Fr. Köhle) der Jahrgang, der zum letzten Mal auf der MBO-macht-Musik-Bühne stand. Ein weiterer Jahrgang exzellenter Musikerinnen und Musiker, der nun die Schule verlässt – ein eingespieltes Team, das über viele Jahre zusammengewachsen war, um gemeinsam die Musik zu leben, was auch in jeder Sekunde zu hören war. Stilecht trat der Kurs in Mönchskutten auf, die, als der Song dann wechselte und „Shout“ aus dem gleichen Film ertönte, blitzschnell abgeworfen wurden, darunter kam dann das glitzerbunte Partyoutfit zum Vorschein und der Kurs feierte ein letztes Mal das gemeinsame Musizieren und und rockte den Saal.

Durch das Programm führten Nikita Sommer, Romy Wieduwilt, Olivia Fredrich mit soviel Witz und Charme, dass sie das Publikum wirklich ganz für sich gewinnen konnten. Das Technik-Team arbeitete zwischen den Songs mit großer Professionalität. Der Umbau ging so zügig – man bekam eigentlich kaum etwas von ihnen mit, was wohl das größte Lob ist für die Menschen, die im Hintergrund so einen Abend überhaupt erst ermöglichen.

Abgerundet wurde der Abend von der Buber Big Band (BBB) (Hr. Roth), die von Olivia und Nikita ein großes „B“ aus Pappe überreicht bekam. Das mittlere „B“  der BBB wurde angesichts von nur noch 5 Mitgliedern im letzten Jahr gestrichen, so dass die Gruppe nur noch als „Buber Band“ auftrat. Zu hören waren „whatever lola wants“ aus dem Musical „damn Yankees“ und als „Rausschmeißer“ „history repeating“ von den Propellerheads feat. Shirley Bassey. Das mit dem Rausschmeißen klappte dann nicht so gut, denn etliche aus dem Publikum verweilten bis zum letzten Ton in der Aula und wollten diesen wunderbaren Abend ganz bis zum Schluss auskosten – ein nach drei Jahren ohne große Veranstaltungen Abend sehr nachvollziehbarer Gedanke!